Digital denken

Wenn Sie denken, es gehe bei der anstehenden Digitalisierung um „Big Data“, „Machine Learning“, künstliche Intelligenz oder Industrie 4.0, dann haben Sie weit gefehlt. Auch geht es im Rahmen der digitalen Business-Transformation nicht darum, alles zu digitalisieren, sondern die physische Welt mit der digitalen Welt des Internets intelligent zu verbinden. Im Fokus stehen hierbei allerdings nicht die innovativen Technologien und smarten Produkte, sondern vielmehr der Nutzen, den diese Dinge des Internets für den Menschen generieren.

Die Sicherung unseres Wohlstands und die Verbesserung der Lebensqualität für den Menschen durch smarte Produkte und innovative Technologien muss das Ziel der digitalen Transformation sein. Und hierin besteht bereits die erste Herausforderung. Denn wenn der Mensch in den Mittelpunkt des neuen ökonomischen Denkens rückt und nicht mehr das Produkt und sein Verkauf im Fokus der Betrachtung stehen, dann müssen, um erfolgreich zu sein, andere Fragen bei der Entwicklung zukünftiger Produkte und Dienste gestellt werden. Ein Paradigmenwechsel im Denken muss erfolgen, den sowohl die Unternehmen und deren Mitarbeiter, die Gesellschaft als auch die Politiker in Berlin vollziehen müssen.


Um die digitale Business-Transformation für Unternehmen erfolgreich zu meistern, müssen die Mitarbeiter befähigt werden, in den Dimensionen des Digitalen, also kundenzentriert, zu denken.

Prof. Wolfgang Henseler Creative Managing Director | Sensory-Minds GmbH


Denn genau diese Art des neuen, nutzerzentrierten Denkens kennzeichnet Unternehmen wie Amazon, Google oder Apple und macht deren rasanten, weltweiten Erfolg aus. Er beruht auf fundiertem Wissen über die Menschen und der Kompetenz, dieses Wissen in situativ relevante Produkte und Dienste transformieren zu können. So folgen beispielsweise unternehmensstrategisch sämtliche Aktivitäten von Amazon dem Prinzip der Usability. Hierunter wird der Aufwand verstanden, den ein Mensch aufbringen muss, um sein gewünschtes Ziel zu erreichen. Technologien wie Amazons „Echo“ mit dem Sprachsystem „Amazon Alexa“ dienen lediglich dazu, das gewünschte Ziel schneller als über den heutigen Webshop zu erreichen. Amazons selbstordernde Produkte, die automatisch nachbestellen („Dash Replenish- ment Service“- oder DRS-Produkte), sind dabei sogar so gut, dass sie Bedürfnisse erkennen können, noch bevor ein Kunde weiß, dass sich ein solches Bedürfnis bald bei ihm ergeben wird. Das Ziel dabei: aus den von Alexa oder den smarten DRS-Produkten erhaltenen Datenmengen (Big Data) möglichst in Echtzeit situative relevante Dienste generieren können, um näher am Kunden zu sein als der Wettbewerb. Und das in allen Branchen und in allen Lebensbereichen.

Um die digitale Business-Transformation für Unternehmen erfolgreich zu meistern, müssen die Mitarbeiter befähigt werden, in den Dimensionen des Digitalen, also kundenzentriert, zu denken. Denn die Lerngeschwindigkeit und Nutzungsagilität der Menschen in Unternehmen, Bildung oder Politik entscheidet im digitalen Zeitalter darüber, wer erfolgreich die nächste Stufe der industriellen Revolution – Industrie 4.0 – meistern wird. Wichtig ist hierbei, nicht abzuwarten und zu schauen, was passiert, sondern vielmehr die neuen, immens großen Chancen zu nutzen und durchzustarten – oder wie es im Silicon Valley heißt: „Wer die Zukunft vorhersagen möchte, sollte sie erfinden.“

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