Innovation durch Design

Unternehmen agieren heute in einem Umfeld zunehmender Komplexität. Um vorausschauend zu wirtschaften, ist es lohnenswert, das Thema Innovation auf zwei Säulen zu stellen: Die Verbesserung des Kernprodukts und die Entwicklung völlig neuer Ideen. Beide fordern verschiedene Denkmuster, für deren Zusammenspiel zunächst Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Design kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten und mit seinen Ansätzen die organisationale Ambidextrie von Unternehmen fördern.

Felix Guder, Designer und Gründer von Iconstorm - Designing the next - bei seiner Keynote auf der Jahreskonferenz des Netzwerks Design to Business zum Thema dieses Artikels: Innovation durch Design

In einem Umfeld, dessen Komplexität ständig zunimmt, fahren vorausschauende Unternehmen ihre Innovationsprozesse zweigleisig. Einerseits entwickeln sie ihr Kernprodukt ständig weiter, um am Markt vorne zu bleiben. Die Entwicklung solcher inkrementellen Innovationen ist ein gradliniger Prozess, der vor allem datengestütztes, analytisches Arbeiten erfordert. Andererseits ist es vermehrt notwendig, auch abseits der vorhandenen Muster zu denken, um in neue Märkte vorzudringen oder veränderten Anforderungen zu begegnen. Hierfür ist kreatives Denken erforderlich. Die Denkmuster folgen jedoch verschiedenen Logiken und nicht in jedes Unternehmen besitzt die notwendige organisationale Ambidextrie, um beide Ziele zu verfolgen.

Während viele Organisationen für das Entwickeln inkrementeller Innovationen gut aufgestellt sind, trifft die Suche nach radikalen Innovationen auf den erhöhten Komplexitätsgrad unserer Welt. Hier spielt längst nicht nur die Frage der technologischen Machbarkeit eine Rolle; vielmehr muss diese verhandelt werden mit Geschäftsmodellen und dem Menschen in seinem Kontext, der ein Produkt später nutzen soll – samt seinen Wünschen, Bedenken und Lebensumständen. Außerdem wird auch die ökologische Nachhaltigkeit heute immer mehr zur entscheidenden Kategorie. Die Wechselwirkungen und der ständige Wandel dieser Dimensionen erzeugt eine Komplexität, die wir nicht mehr analytisch aufschlüsseln können.


Es ist vermehrt notwendig, auch abseits der vorhandenen Muster zu denken, um in neue Märkte vorzudringen oder veränderten Anforderungen zu begegnen.

Felix Guder, Gründer iconstorm GmbH

Zum Umgang mit dieser Komplexität kann die Designbranche einen Beitrag leisten, der analytische und kreative Denkmuster kombiniert. Designer nähern sich Problemen in der Regel, indem sie Denken und Handeln direkt aufeinander beziehen, um schnell testfähige Prototypen zu bauen. Die nonlineare Entwicklung von Entwürfen steht hier im Mittelpunkt. Der Designer spart eine kleinteilige Analyse aus, tritt einen Schritt von den Einzelheiten zurück und betrachtet den Problemraum als Ganzes. Dann definiert er ein Vorhaben, entwickelt Ideen für eine Lösung und setzt diese um. Sollte der Entwurf nicht passen, geht es zurück ans Zeichenbrett, bis man ins Schwarze trifft. Das Ziel ist also eine lösungsorientierte Arbeit, die sich nicht in Einzelheiten verstrickt. Bei dieser Arbeit ist ein Wechsel zwischen den Denkmustern normal; die angesprochene Ambidextrie ist dafür notwendig, die Arbeit fördert sie aber auch gleichzeitig.

Dieser Kreativ-Prozess unterstützt weltweit Innovations-Teams bei der Lösung von komplexen Herausforderungen und fördert die Fähigkeit zur Nutzung von Design als strategisches Instrument um sinnvolle Innovationen zu entwickeln. Double Diamond - Illustration: Iconstorm

Diesen Designprozess hat das britische Design Council im Double-Diamond-Modell systematisiert – ein Modell, nach dem jeder arbeiten kann. In seinen Phasen wechselt sich divergentes Denken, das kreativ und öffnend Möglichkeitsräume erkundet, mit konvergentem Denken, das auf das Definieren bzw. Realisieren von Lösungen zielt, vielfach ab. Das schnelle Umschalten zwischen kreativen und analytischen Denkmustern können Designer damit als spezielles Know-how im Innovationsprozess einbringen. Bei Iconstorm zum Beispiel haben wir genau zu diesem Zweck einen strategischen Designansatz entwickelt, mit dem wir während der Projekte unsere Kunden dabei unterstützen, die passenden Rahmenbedingungen dafür nachhaltig zu etablieren. Strategisches Design liefert also ein praxisorientiertes Framework, um nonlineare Innovationsansätze im Unternehmen zu fördern und dabei dessen Fähigkeit zur organisationalen Ambidextrie zu fördern.

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