Von der Idee in die Serie: Reizstromgerät für Großvieh

Manchmal kommen Kunden mit recht ungewöhnlichen Projekten auf das Team von Industrialpartners aus Oberzent zu. So auch KN Sales: Der Familienbetrieb hat einen Prototyp für ein Reizstromgerät entwickelt, das Großvieh für Behandlungen ruhigstellt, und suchte Unterstützung bei der Markteinführung.

Wer schon einmal von einem Rind geschubst oder gar getreten wurde, weiß, dass es sich dabei um eine ernsthafte Gefahr handelt. Gerade Tiermediziner tragen bei Behandlungen an Großvieh ein enormes Verletzungsrisiko. Ob bei der Enthornung, der Klauenpflege oder anderen tierärztlichen Maßnahmen: Während der Versorgung muss das Tier unbedingt still halten. Ein elektronisches Hilfsgerät aus dem Odenwald bietet seit Neuestem innovative Unterstützung.

„Der ‚Gentler‘ schafft es sozusagen auf Knopfdruck, das Tier verharren zu lassen. Und das ohne ihm zu schaden“, erklärt Jens Schnur, Geschäftsführer von Industrialpartners in Oberzent. Eingeführt in den Darm, erzeuge das Reizstromgerät ein leichtes Kribbeln, das zu einer Immobilisierung der Hinterbeine führe. Das Verharren des Tiers werde direkt wieder gelöst, sobald die Behandlung beendet und das Gerät ausgeschaltet sei. „Das Ganze passiert ohne Wirkungsüberhang, also ohne jegliche Nebenwirkung für das Tier. Und Tierärzte oder Farmer können ihre Behandlung in einem arbeitssicheren Umfeld durchführen.“


Wir gestalten Produkte, entwickeln Technik und Mechatronik, bringen die Ideen oder Prototypen unserer Kunden zur Marktreife und sorgen abschließend für die Produktion von Teilen, Baugruppen oder ganzen Produkten.

Jens Schnur Industrialpartners GmbH

Die interdisziplinär agierenden Teams von Industrialpartners und der Hoffmann und Krippner Gruppe, zu der das mittelständische Unternehmen seit Anfang 2019 gehört, beschäftigen sich mit verschiedensten technischen Entwicklungen und deren Industrialisierung. Neben solch ungewöhnlichen Projekten wie dem veterinärmedizinischen Produkt „Gentler“ geht es meist um die Entwicklung und Komponentenproduktion aus unterschiedlichen Industriebereichen - von der Kaffeemaschine über Baugruppen für die Automobilindustrie und den Maschinenbau bis zu Hilfsmitteln für die Alten- und Patientenpflege. „Wir gestalten für unsere Kunden Produkte, entwickeln die Technik und die Mechatronik, bringen so die Ideen oder Prototypen unserer Kunden zur Marktreife und sorgen abschließend für die Produktion von Teilen, Baugruppen oder sogar ganzen Produkten“, sagt Jens Schnur. „In Buchen bei Hoffmann und Krippner werden die Bedienfolien produziert, die mechanische und die Elektronikentwicklung erfolgt in Oberzent, die Drehteile werden bei unserem Kunden in Fränkisch-Crumbach hergestellt, der auch die Endmontage übernimmt.“ Für den Gentler des Kunden KN Sales habe Industrialpartners zusätzlich sogar das Corporate Design inklusive Internetauftritt gestaltet. „Diese 360-Grad-Entwicklung für ein Produkt war auch für uns etwas Besonderes.“

Mittelständler wie wir

KN Sales, ein siebenköpfiger Familienbetrieb in Fränkisch-Crumbach, hatte bereits drei Jahre in die Entwicklung seiner Produktidee investiert. Nun ging es darum, den Funktionsprototypen des „Gentlers“ in optimaler Ausfertigung an den Markt zu bringen. Bei Industrialpartners und Hoffmann und Krippner fand das Team die nötigen Kompetenzen, Erfahrungen und noch etwas ganz Wesentliches: „Das sind Mittelständler wie wir. Wir agieren auf Augenhöhe, das ist sehr angenehm. Wir profitieren von der sehr flexiblen Arbeitsweise, von schnellen Kommunikationswegen und vom starken Netzwerk der Unternehmensgruppe“, erläutert Philip Nieder, Inhaber von KN Sales. Inzwischen ist das neue High-Tech-Rinderimmobilisationsgerät für Tierärzte und Farmer vor allem in Übersee sehr gefragt. Große Rinderfarmen und Milchviehbetriebe in Neuseeland, Australien und Südamerika sind die bevorzugten Zielmärkte. „Für dieses Gerät“, sagt der 28-jährige Geschäftsführer Philipp Nieder nicht ohne Stolz, „sind wir weltweit der einzige Hersteller.“

Den richtigen Partner zu finden für ein umfassenderes Leistungsangebot, dies trieb Unternehmer Jens Schnur selbst vor einigen Jahren um. Der Maschinenbauingenieur arbeitete seit 1994 selbständig und entschied sich 2005 für eine Zusammenarbeit mit dem Produktdesigner Jens Arend. „Es ging uns darum, unser Know-how gegenseitig zu ergänzen und integrierte Gesamtlösungen anbieten zu können.“ „Wir arbeiten für internationale Kunden in Schweden, Großbritannien oder in den USA und China“, so Jens Schnur. Digitale Technik wird zur Weiterentwicklung der Produktpalette genutzt, seit anderthalb Jahren investiere man beispielsweise gruppenübergreifend stark in die Entwicklung von Produkten im Bereich IOT (Internet of Things), berichtet der Unternehmer. Ein erstes Beispiel der erfolgreichen Entwicklungsarbeit auf diesem Feld sind sogenannte Tracking-Module: Sie werden unter anderem zur Objektverfolgung oder als Applikationen für die vorausschauende Wartung von Industriemaschinen eingesetzt. Strategisches Wachstum und innovative Ideen, entwickelt im Verbund mit passenden Partnern wie den Unternehmen der Hoffmann- und Krippner-Gruppe – diese kollaborative Strategie mache die Erfolgsgeschichte von Industrialpartners aus, ist Jens Schnur überzeugt.

Autorin: Bianca Strauss

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