Design-Cases für die Optikbranche

Das Netzwerk Design to Business unterstützt Unternehmen bei der Produktentwicklung. Wie das geht, schildern die Produktdesigner Andreas Schulze und Stefan Karp anhand zweier erfolgreicher Kooperationsprojekte.

Design ist nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern ein strategischer Faktor für den Unternehmenserfolg. Das haben nicht nur Branchengrößen längst erkannt, sondern auch immer mehr Mittelständler. Wie das in der Praxis funktioniert, zeigt die Zusammenarbeit des Produktdesigners Andreas Schulze aus Limburg mit der Firma Vitronic. In einem intensiven Designprozess entstand die neue Generation einer Zeilenkamera für die Logistikbranche. Die Vicam 3S – smart, schlank, synchronisiert – sollte Maßstäbe bei der Datenerfassung in diesem Anwendungsfeld setzen. Damit das gelingt, haben Andreas Schulze und sein Team in enger Abstimmung mit Vitronic das Produkt von den ersten Ideenskizzen bis zur Serienfertigung begleitet. Dank eines strukturierten Designprozesses konnten beide Partner entscheidend zur Einhaltung der engen Zeitvorgaben für die Entwicklung beitragen.

Case Vitronic: Gewicht gesenkt, Gehäuse kompakter, Kühlung optimiert

Die neue All-in-One-Zeilenkamera verfügt über eine extrem hohe Zeilenfrequenz und den größten Fokusbereich auf dem Markt. Die Auswerteeinheit, die für die Erkennung und Weiterverarbeitung der Sendungsdaten sorgt, ist nun bereits in das Gerät integriert. „Zudem konnten wir Gewicht und Gehäusegröße im Vergleich zum bereits sehr kompakten Vorgängergerät nochmals um 40 Prozent reduzieren“, erklärt Andreas Schulze. So kann das Handling bei Installation und Wartung nun durch eine Person erfolgen. Das Gehäusedesign bietet dafür Griffmöglichkeiten und eine Orientierung der Gehäusebauteile, mit der Wartungsarbeiten komfortabel durchzuführen sind. Die damit verbundene Zeitersparnis ist gerade in der Logistikbranche ein wichtiger Produktvorteil.

Die erforderliche Kühlung der Gerätekomponenten sicherzustellen, war eine zusätzliche funktionelle Herausforderung für das neue Produktdesign. Dafür hat das Designteam ein spezielles Kühlprofil entworfen. Wie bei einem Wärmetauscher werden die Komponenten gekühlt und sind gleichzeitig staub- und spritzwassergeschützt gekapselt. Das Kühlprofil wird so zum zentralen Funktionselement und bildet gleichzeitig die formale Verbindung zwischen Front-und Rückgehäuse. Damit konnten die Designer ein kompaktes und gleichzeitig dynamisches Erscheinungsbild für die VICAM S3 erreichen.

Case XONOX: im iterativen Designprozess zu optimiertem Handling

Noch ein weiteres Projekt zeigt, wie Unternehmen von der Expertise im Netzwerk Design to Business profitieren: Für die Nutzung von Prüfobjektiven, die bei der Interferometrie zum Einsatz kommen, hat Stefan Karp von ma ma Interactive System Design aus Frankfurt, in Kooperation mit der XONOX Technology GmbH ein Aufbewahrungs- und Handlingsystem entwickelt.

ma ma Interactive System Design ist spezialisiert auf das „User Centered Design“, also die mensch- bzw. nutzerzentrierte Gestaltung und Usability von Produkten. In Feldstudien beobachteten die Designer den Umgang mit den Prüfobjektiven in der Produktion bei XONOX und identifizierten relevante Aspekte. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Optimierung des Handlings der schweren Prüfobjektive eine Zielsetzung des Gestaltungsprozesses sein musste. Die ursprüngliche Aufgabe, lediglich ein Box- und Aufbewahrungssystem zu entwickeln, wurde so um ein Konzept für die Handhabung und den Einsatz der Objektive im Betrieb erweitert.

Verschiedene Produktideen wurden in Form von kooperativen Workshops entwickelt, diskutiert und weiter ausgearbeitet. Dieses iterative Vorgehen ist typisch für Designprozesse. Das Ergebnis der Zusammenarbeit war ein robustes Boxsystem mit einem integrierten Griff, der einen fast berührungslosen Umgang mit den Prüfobjektiven ermöglicht. XONOX selbst spricht von einem „Smart Case“ für ein praxisgerechtes und sicheres Box- und Handlingsystem.